Teatro Telaio
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DIE ÖSTERREICHERIN

L'AUSTRIACA

Tipologia
Produzioni
Regia
Sabine Uitz
Con
Sabine Uits

Descrizione

Was ist das Vaterland? Vielleicht ist das eigentliche Vaterland des Menschen nicht ein physischer Ort, sondern, wie es Rilke sagte, seine Kindheit. Vielleicht ist es die Sprache, bestimmte Personen, das Wiedererkennen von Klängen, Gerüchen, Stimmen, Gegenständen. Jeder von uns trägt in sich ein Erbe...Die Familie, die Muttersprache, das Land...Welches sind die wahren Gefühle, die wir haben, wenn wir über unser Vaterland sprechen? Und auf was beziehen sich eigentlich genau diese Gefühle?
Das Stück schlägt vor, über diese wichtigen Fragen nachzudenken: Vaterland, Land, Identität, aber auch Schuld und Vergebung.

DIE ÖSTERREICHERIN erzählt auf persönliche und intime Art und Weise von Personen, die mit dem Phänomen des Faschismus Kontakt hatten. Es erzählt von der Labilität von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen und von der Macht der Manipulierung, die ein System in Krisenzeiten hat.
In diesem Fall handelt es sich um den Faschismus in Europa in den 20er, 30er und 40er Jahren, aber die Ähnlichkeit mit aktuellen Phänomenen ist verblüffend.
Das Stück ist ein Zusammenspiel von Gegenwart und Vergangenheit, verwebt Geschichten
in Geschichten.
Eine österreichstämmige, ältere Frau, die nunmehr seit Jahren in Italien lebt, erinnert sich an eine jüdische Freundin aus ihrer Kindheit, Lea Winterfeld. Sie kann die Stimmen und Bilder nicht mehr verdrängen, und auch nicht den Verrat, den sie an Lea begangen hat.
Sie muß sich mit ihrer Vergangenheit konfrontieren, denn sie war ein fanatisches Mitglied in der
Hitlerjugend und auch später eine Nazi. Es taucht Lea auf, die verschwundene Freundin...Eine andere Frau, die Erzählerin der Geschichte, erinnert sich dagegen an ihren Nazigroßvater und an ihre
Einsamkeit in einer Familie, die rassistisches Verhalten tollerierte
und akzeptierte.

ANMERKUNGEN DER AUTORIN UND DARSTELLERIN

Ich habe dieses Stück mit der Intention geschrieben, eine Geschichte, die mit der Thematik des Faschismus zu tun hat, aus einer anderen Perspektive zu erzählen. Es ist nicht die Sichtweise derjenigen, die Ungerechtigkeiten erfahren haben, sondern derer, die daran beteilgt waren.
Als ich das Stück entwickelte, schrieb ich zuerst den Teil der alten Dame, die ehemals eine Nazigewesen war. Es erschien auf einmal unvermeidlich, mich auch mit meiner eigenen Familie auseinanderzusetzen. Ich hatte einen Großvater, der nicht nur während des Nazionalsozialismus aktiv dabei, sondern sein ganzes Leben lang Nazi geblieben war. Meine Geschichte ist die von vielen, sie ist nichts außergewöhnliches, aber sie ist exemplarisch.
Ich habe an die jungen Menschen von heute gedacht...und an die Verwirrung, die herrscht, wenn man über Identität oder Identifikation spricht. Ich habe mich gefragt, wie ich mich wohl als 13 oder 14 jährige in Österreich oder Deutschland verhalten hätte. Diese Frage stelle ich mit dem Stück auch an den Zuschauer.
Wir leben in einer Zeit, in der sich unsere Werte transformieren und entwickeln. Unter diesen befin¬den sich auch die des Vaterlandes und der Nation. Ich wurde in Östereich geboren, bin in Deutschland aufgewachsen und lebe seit mehr als 20 Jahren in Italien. Ich reise viel, manchmal aufgrund meiner Arbeit, manchmal nur zum Vergnügen. Ich bin typische Vertreterin für das Europa des 21.
Jahrhunderts, in dem Mobilität immer normaler geworden ist.
Auf der anderen Seite scheint es so, als würden wir zu einem fragwürdigen Patriotismus und Natio¬nalismus zurückkehren. Sind wir wirklich dazu verdammt, immer die gleichen Fehler zu wiederholen? Ich habe versucht, mir mit diesem Stück eine Antwort darauf zu geben...

Sabine Liselotte Uitz